Stärkung für das „System Familie“ in der IPT

 

Niemand ist allein krank. Daher setzt die familienzentrierte Pflege der IPT neben den Klienten die Angehörigen in den Mittelpunkt. „Unsere Angehörigen werden gesehen und sind Partner in der Pflege und Gesundung der Bewohner“, erklärt Corina Wecklein, die IPT-Fachkraft für familienzentrierte Pflege.


„Jede Erkrankung verändert die Familienstrukturen. Dies vor allem, wenn ein Familienmitglied plötzlich hilfsbedürftig wird, eine pflegerische Versorgung braucht oder gar in eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft einzieht. Die gewohnten Rollenstrukturen der Familie werden auf den Kopf gestellt, nichts ist mehr wie vorher“, erläutert Corina Wecklein.

„In der Arbeit mit unseren Bewohnern stellen wir immer wieder fest, dass es nicht ausreicht, nur mit den pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten. Menschen werden innerhalb ihres Familiensystems gesund – oder eben auch nicht“, ergänzt Geschäftsführerin Gabriele Schuster. „Da ist es unerlässlich, Ressourcen auch im Umfeld der Menschen mit Pflegebedarf zu suchen und auszubauen und Schwierigkeiten mit den Familien zu begleitend anzugehen, falls dies gewünscht ist. Wir freuen uns sehr, dass Corina Wecklein sich mit uns gemeinsam dieser Herausforderung stellt.“


Im Rahmen ihrer Arbeit beschäftigt sich Corina Wecklein mit einer ganzen Reihe von Fragen. Wie gehen die Familien mit der veränderten Situation um? Kam die Intensivpflegebedürftigkeit plötzlich oder schleichend? Wenn sie plötzlich kam, waren die Angehörigen dabei? Wie haben sie das „Krankwerden“ erlebt? Was bedeutete die Veränderung für sie? Was hat den Familien geholfen, damit umzugehen? Welche Ängste, Sorgen, Nöte kamen auf? Wo konnte auch einmal ordentlich gelacht werden? Bestehen Schuldgefühle? Macht die Erkrankung des Familienmitglieds ein anderes Mitglied der Familie vielleicht sogar stärker? Wie ging die Familie früher mit Schwierigkeiten um?...


Ängste, Sorgen und Nöte dürfen einer neutralen Person erzählt werden. Allein das bringt oft bereits eine immense Erleichterung. Auf diese Weise werden aber auch Stärken und Ressourcen einer Familie sichtbar und können mit einbezogen werden. Die Familie wird als System verstanden. Den Wechselwirkungen innerhalb der Familie wird Rechnung getragen. Dies hat positive Folgen für den pflegebedürftigen Menschen, der in der Wohngemeinschaft der IPT lebt.


Gespräche und das Erstellen eines Genogramms sind zwei hilfreiche Methoden der familienzentrierten Pflege. Ein Genogramm, eine grafische Darstellung der Familie, bringt Verständnis, wer zur Familie gehört, wie sich die Beziehungen gestalten und welche Motivationen und Ziele die Familienmitglieder haben. Die Gespräche können zur Selbstreflektion der Angehörigen beitragen. Hier greift die idiolektische Gesprächsführung wunderbar ein, denn sie ermöglicht wertfreie Gespräche, die Wertschätzung dem Erzählenden schenken und gleichzeitig den Zugang zu authentischen Informationen und damit Verständnis ermöglichen.


Im normalen Pflegealltag finden bereits viele Gespräche mit den Angehörigen statt, neu ist, dass die IPT nun darauf besonders Augenmerk legt und diese Gespräche dokumentiert werden. Neben Corina Wecklein haben sich vor allem auch Jonas Dreher und Eva Pfannes für das Thema stark gemacht. Das freut Geschäftsführerin Gabi Schuster sehr, da die Heilung der Klienten mit allen möglichen Mitteln - und damit auch die Stärkung der Angehörigen - Werte der IPT sind.


Corina Wecklein ist das Thema sehr wichtig, seit sie es selbst bei der Weiterbildung zur Praxisanleitung kennengelernt hat. Grundlage für die Arbeit ist unter anderem die Fortbildung mit Christine Keller, die bereits zweimal in der IPT angeboten wurde. „Ich wünsche mir, dass alle Pflegekräfte diese Fortbildung besuchen und dass wir mit Christine Keller einen vertiefenden Workshop machen“, so Corina Wecklein. Jedoch können auch diejenigen, die die Fortbildung noch nicht besucht haben, die Gespräche, die geführt wurden, niederschreiben.


„Wir setzen mit diesem Projekt eine gewachsene Grundlage der Arbeit in der IPT noch konsequenter fort. Ich freue mich darauf, in 10 Jahren einmal zurückzuschauen, was wir bis dahin alles geschafft haben“, freut sich Corina Wecklein.

“Wir übernehmen im Rahmen unserer Grenzen und Möglichkeiten Verantwortung und trauen uns etwas zu.

aus den Werten des Pflegeteams